Sonntag, 30. April 2017

Hundeschlittentour in Sisimiut

Am letzten Tag unseres 8-Tage langen Aufenthaltes in Sisimiut waren wir dann endlich auf Hundeschlittentour! Die Wartezeit hatte sich aber gelohnt, denn nach 5 Tagen gemischtem Wetter mit viel Neuschnee war endlich wieder strahlend blauer Himmel. Und wir durften mit der berühmtesten(?!) Hundeschlittenkutscherin der Gegend fahren. Johanne arbeitet im Winter in Kangerlussuaq und unternimmt meistens 2-Stunden-Touren mit Touristen auf dem Fjordeis. Sie war gerade nach Hause gekommen. Ihr Beruf ist Hundeschlittenkutscher/Schlittenhundebesitzer und "Fanger", d.h. im Sommer ist sie fischen und auf Rentier- und Moschusjagd... sehr interessant, was sie so erzählt hat.
Wir waren mit ihr und 16 ihrer 20 Hunde vier Stunden durch das hügelige und bergige Hinterland von Sisimiut unterwegs. Schöööön!
Einen Tag vorher wurden wir eingekleidet: dicke Stiefel, warme Extrasocken, noch mehr warme lange Unterwäsche, Wollpullis und obendrüber eine Robbenfellhose und -jacke samt Mütze und Überhandschuhe:
 
Jette hatte ein paar Tage Zeit gehabt, sich an den Gedanken zu gewöhnen in Fellkleidung herumzulaufen (die armen Tiere) und hat auch nicht protestiert, als sie erfuhr, dass das Fell an ihrem Jackenkragen von einem vorherigen Schlittenhund von Johanne stammte...

Jetzt geht's los!
Der Kutscher sitzt immer seitwärts, damit er schnell auf und abspringen kann. Passagiere können entweder auch seitwärts sitzen (mit den Beinen in die andere Richtung als der Kutscher) oder hintereinander "ineinandergeschachtelt". 
 Die Peitsche saust ab und zu als Ermahnung - oder wenn ein Hund aus der Reihe tanzt - über ihre Köpfe hinweg, soll sie aber normalerweise nicht treffen.
 Bergab muss schnell gelaufen werden, sonst ist der Schlitten schneller... Johanne hat zwei dicke Kunststoffseile dabei, die als Kreis gebunden sind. Die wirft sie vor steilen Abfahrten vorne über die Kufen als Bremse. So rutscht der Schlitten den Hunden nicht in die Hacken. Jette, die als Vorderste von uns Dreien sitzt, wird instruiert, wie sie diese Bremsen um die Kufen werfen soll, falls wir unsere Kutscherin verlieren...
Zwei-, dreimal unterwegs wird angehalten, um die Leinen zu sortieren, denn die Hunde haben nicht ihren 100% festen Platz im Gespann. Vor allem am Anfang tauschen sie Plätze und rennen von links an einen Platz rechts oder drängeln sich in der Mitte durch... über und unter die anderen Leinen. Den Knoten löst Johanne von hinten auf, sehr interessant, wie Flechten rückwärts. (Die mit Knoten versehenen Enden der Leinen sind durch einen Seilring gezogen, den sie verschieben kann, sodass sie locker auf die Enden Zugriff hat.)
Bergauf geht es langsam, es ist auch recht warm und die Hunde schwitzen (wir auch fast, obwohl wir nur still sitzen!!!). Trotzdem sollen wir unbedingt sitzenbleiben und nicht nebenherlaufen. - Meine Vermutung ist, dass Johanne ihre Erfahrung mit Touristen hat und nicht riskieren will, dass wir hinterherhecheln und oben nicht rechtzeitig aufspringen... ;-)
Sieht so aus, als ob Gabor auf Arktis-Expedition geht, oder?

 Große Pause mit Aussicht, Tee/Kakao/Kaffee und Keksen und Hunden, die sich kraulen lassen wollen. Oft darf man nicht nahe an Schlittenhunde heran, aber Johannes sind nicht bissig und Kontakt gewohnt.
 Noch ein zweiter Schlitten ist an der selben Aussicht angekommen. Der Kutscher hat eine (bei dem Wetter viel zu warme) Hose aus Eisbärenfell an!
 Zurück werden wir "verfolgt" und fast überholt. - Gut zum Fotos schießen:


Was haben wir sonst noch in Sisimiut unternommen? Wir haben die modernste Garnelen-Verarbeitungs- und -einfrieranlage der Welt besucht (Royal Greenland), haben die Mineraliensammlung in der Bergbau-Uni bestaunt (da gab es tatsächlich auch Gipskristalle aus dem Harz!), haben fein Grönländisch gegessen, einen Ostergottesdienst auf Grönländisch besucht und sind viel kreuz und quer über die (mindestens) sieben Hügel des Städtchens gestapft. Für eine Bergbesteigung war das Wetter leider nicht geeignet - bei dem vielen Neuschnee und schlechter Sicht wegen Schneefall waren keine Pfade zu erkennen, und das Gelände ist in Grönland einfach eine Nummer zu groß manchmal...

Jetzt fängt auch bei uns auch langsam der Frühling an - obwohl die Farbe "Grün" immer noch in der Landschaft fehlt: Die Schneeammern sind da (und singen!), und es taut. Zeit für Gummistiefel!!
 
 Raben sind sozusagen die grönländischen Krähen; die gibt es hier fast "wie Sand am Meer".
 Der Eiswasserfall war ein paar Tage vorher auf einer weißen Bergwand!

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