Mittwoch, 31. Mai 2017

Südgrönland 2 - Narsaq, Qassiarsuk (Brattahlid) und die Schaffarm Tasiusaq

Unser erstes Ziel, Narsaq, erleben wir im Regen. Schade... aber Glück im Unglück: der bayerische Brauergeselle der Mikrobrauerei Qajaq (Kayak!) am Ort wohnt bei uns in der Jugendherberge. Da machen wir gleich eine Führung aus und: im Kühlschrank gibt's die neueste Biersorte, Maibock, noch ohne Label. Lecker, der Abend ist gerettet!
Narsaq ("die Ebene") ist relativ flach, und es gibt ein paar Felder! Unglaublich:

 Die kleine Holzkirche von innen in den grönländischen Farben:
himmelblau, sonnengelb und eisweiß.
 Am kleinen Fischerhafen hängt an einem Schuppen eine halbe(?) Robbe zum trocknen. Hier gibt es 6 Arten - keine Ahnung, welche das hier ist/war.



Zwei Tage später geht es mit einer kleinen Fähre drei Stunden weit ganz bis ans Ende des Fjords, nach Qassiarsuk. Hier hat Erik der Rote (Wikinger aus Island) aller Wahrscheinlichkeit nach im Jahr 982 seinen ersten Hof (Brattahlid) angelegt und später die erste kleine Kirche gebaut (sie ist winzig!!!). - Leider ist es immer noch grau...
 
 Dicke Mauern aus Torfsoden. Wir hätten gerne ins Innere geschaut, aber die Tür war tatsächlich abgeschlossen!
 Daneben liegt heute inmitten der Ruinen ein wiederaufgebautes Langhaus, wie es zur Zeit der "Nordmänner" (982-14. Jh.) ausgesehen haben könnte.
Es gibt noch eine ganze Menge Mauerreste von der Siedlung der Nordmänner zu sehen.
Auch hier eine kleine Holzkirche

Wir übernachten nicht in Qassiarsuk, sondern wandern mit Sack und Pack 7 km über den Pass (zum Glück nur 260 m hoch) in eine Bucht am nächsten Fjord zu einer Schaffarm, Tasiusaq, mit Hostel-Unterkunft.
Vor Ort bei den netten Schaffarmern stellt sich heraus, dass das Hostel nur "Sommerwasser" hat, d.h. an den nächsten Bach angeschlossen wird. Da wir aber einen langen Winter hatten, sind die Leitungen unter dem Haus noch eingefroren (aus Kunststoff, die platzen nicht). Also werden wir kurzerhand zusammen mit den 2 Farmhelfern (es ist Lamm-Saison), 2 9.-Klasse-Praktikanten aus dem nächsten Ort und 2 Franzosen (Urlauber) im alten Haus der Schwiegereltern untergebracht... auch nicht schlecht!
 Kurz vor der Passhöhe
 Unsere ersten Blumen in Grönland!!!
Gegenblättriger Steinbrich/purpur-stenbræk und
Polar-Fingerkraut/polar-potentil
 Das Farmgelände - früher haben hier mehrere (verwandte) Familien gewohnt. Jetzt nur noch Aviaja, ihr Mann und die 9-jährige Tochter. (Die beiden älteren Söhne sind auf der Schule in Sisimiut bzw. gerade 1 Jahr in Dänemark...)
 Hier gibt es Internet nur über Satellit, 1 GB Daten kosten 60 € (zum Vergleich haben wir für unsere Begriffe hier in Nuuk ein teures Internet-Abo: 50 GB/Monat für 110 €...)
Die Schafe, die ihre Lämmer noch nicht bekommen haben, sind im Stall. Wenn die Winzlinge 3-5 Tage alt sind und alle fit und gesund wirken, werden sie hinausgelassen und sind bis September/Oktober sich selbst überlassen. Dann werden sie mit Pferden und Hunden eingefangen.
 Neben Schafen haben wir hier unsere ersten Schneehasen gesehen. Dieser lag ganz entspannt fast neben dem Fahrweg in der Nähe der Farm...
 ...bis Gabor sich zu weit anpirschte:
 Aber nach Verfolgung auf den nächsten Berg konnte er ihn noch einmal für ein Foto aus seinem Versteck locken.

Mit dem Küstenschiff nach Südgrönland

Dienstag am frühen Nachmittag gehen wir für 30 Stunden auf die Sarfaq Ittuq... Jette leider mit mulmigem Gefühl an Bord (sie wird es auch die ganze Fahrt über nicht los), da ihr noch die Erfahrung von der Rückreise von Sisimiut im April in den Knochen steckt. Die See ist ruhig, aber es ist graues, verhangenes Wetter. Teilweise nieselt es. Brrr. Je weiter südlich wir kommen, desto öfter sehen wir Eisberge, denn die werden um diese Zeit von den Gletschern wieder ins Meer befördert (im Winter sind die Fjorde zugefroren und es staut sich alles an deren Ende) und auch vom Osten um die Südspitze von Grönland mit den Strömungen herum nach Norden getrieben. Teilweise sind die Häfen der Orte im Süden dann zwischen Mai und Juli nicht anlaufbar!
 
 In Qeqertarsuatsiaat (dän. Fiskenæs) dürfen wir für 30 Minuten an Land (bei der Größe des Orts - ca. 200 Einwohner - reicht das, inkl. Blick in die Kirche!), während ein paar Leute aus- und einsteigen. U.a. eine Zahnärztin mit 3 Helferinnen, die ich aus Nuuk vom Chor kenne - sie ist für 10 Tage hierher ausstationiert einmal im Jahr...

 Arsuk, 1 Nacht + 1/2 Tag weiter südlich - mein Lieblings-bygd, wirklich malerisch gelegen. Hier gibt es keinen Anlegeplatz für das Schiff, Aus- und Einsteigen geht über das mitgeführte kleine Anlegebot, das der Kran ins Wasser hebt. Aber wir halten nur 15 Minuten und alle, die weiterfahren dürfen nicht an Land...
 
 
 Südgrönland ist wohl für die blauen Eisberge bekannt - anscheinend gibt es im berühmten Eisfjord in der Diskobucht weiter im Norden nur schneeweiße. Hier sind nicht alle blau, aber manche sehen fast unnatürlich aus! Das, was rausguckt, ist nur "die Spitze des Eisbergs". Im allgemeinen sind 2/3 der Masse unter der Wasseroberfläche.
 Vor allem die Eis-Tore haben es uns angetan. Und sie scheinen recht stabil zu sein. Eins sehen wir auf der Fahrt nach Qaqortoq und 3 Tage später bei der Rückfahrt wieder...
 Das Schiff vor dem Tor auf dem nächsten Bild ist eine Personenfähre für ca. 50 Leute... und nein, durch das Tor fährt sie nicht, denn von Eisbergen bricht durchaus öfter etwas ab, oder sie drehen sie um wegen Gewichtsveränderung, sodass man sich besser in sicherer Entfernung hält!

Sonntag, 14. Mai 2017

Langlauf"klettern" bis auf 650 m üNN - und Winterbaden das ganze Jahr lang!

Es taut. Aber in den Bergen hinter der Stadt ist der Schnee noch dick und gut genug für Skitouren. Jette geht auf den Abfahrtberg und Gabor und ich fahren morgens um 9 Uhr mit dem Bus, unseren Langlaufskieren (und Gamaschen!) und Rucksäcken mit Proviant und ein paar warmen Sachen nach Qinngorput, den Vorort, von dem aus man über den Cirkussø in die Berge hochklettern kann...
Heute ist unsere größte Tour angesagt. Wir wollen zu einem Aussichtspunkt auf 650 mm Höhe (Start bei ca. 20 m!).
 Rückblick auf Qinngorput und Nuuk nach dem ersten kurzen Anstieg
ca. 400 m Höhe - unser Hausberg (wo Jette Alpinski fährt) mal von hinten. Nuuk liegt nocheinmal dahinter (links knapp zu sehen).
 Der Aufstieg ist echt hart - meist gehe ich im Zickzack hoch, Gabor eher direkt...
Frieren tun wir jedenfalls nicht. Und zwischendurch gibt es tatsächlich auch Strecken,
wo wir gleiten können.
Sogar (steil) abwärts geht's, obwohl wir doch eigentlich hoch wollen - mit Skisalat zur Folge:
 
 
 
Da der Schnee am Morgen etwas überfroren ist, lässt es sich nicht so gut schräg den Hang runterfahren... ;-) (und für Schuss war es zu steil)
 Wir haben fast unser Ziel erreicht - ca. 630 m Höhe,
erster Blick auf den Kobbefjord (das Ende - rechts im Bild - ist noch zugefroren)
 Wir sind ganz alleine hier oben - man fühlt sich ziemlich klein! - nur durchs Fernglas sehen wir ein paar Wanderer mit Schneeschuhen an einem Gipfel ein Stück weiter
 Quarz(?) oben auf "unserem" Gipfel, ca. 650 m üNN
Anne und der Kobbefjord - Hier oben weht es ein bisschen und wir packen uns dicker ein.
 Eigentlich sollte es Loipen bis hier oben geben - wir sehen aber nur Reste an einigen Stellen und orientieren uns in der weißen Landschaft hauptsächlich an Schneemobilspuren
 Vor allem 'runter nehmen wir die Hänge, wo nicht so viele Felsen 'rausgucken (die Sonne ist mittags inzwischen recht kräftig und die obersten 5-10 cm sehr weich; auch nicht gut zum Lenken...)
 
 Fast unten! Ganz hinten links auf dem Kamm waren wir ein paar Stunden vorher...
Jetzt kommen öfter Eisberge vorbei, auch bei uns zuhause in der Bucht. Allerdings bisher nur relativ kleine... - Tolle Tour, aber wir sind doch ein wenig müde. Abends schaffen wir es dennoch zu Fuß bis zum Thailänder - lecker Rotbarsch!

Das war wohl die letzte Langlauftour dieses Jahr, denn auf der Loipe im Ort steht das Wasser bereits!
Jette ist 5 Tage später nochmal auf dem Alpinskiberg gewesen, aber auch da ist die Saison jetzt zuende und statt Ski fahren wir jetzt wieder Fahrrad!

Auch am alten Hafen in der Stadt sieht es jetzt anders aus:
 Eine neue Gattung Meeresschnecken???

Jetzt kommt man am Hafen endlich runter an den Strand, ohne über meterhohe Schneeberge klettern zu müssen. Also war ich endlich auch mal zum Winterbaden! (So heißt das Baden hier übrigens das ganze Jahr lang.) Jeden Sonntag um 9.30 Uhr trifft sich eine kleiner oder größere Gruppe am Koloniehafen, bisher war nur Gabor im Wasser - hier der Beweis, dass ich jetzt auch drin war (das Wetter war einfach genial dafür!)