Dienstag, 28. März 2017

Wochenende im Kobbefjord


 Unser erstes Wochenende außerhalb von Nuuk: Wir wollen ins Kang Skicenter im Kobbefjord.
10 Minuten vor der vereinbarten Abfahrt am Freitag Nachmittag sollen wir an der "tidevandstrappe" (Gezeitentreppe) am großen Hafen sein. Wir schaffen es gerade so (Jette hat lange Schule freitags und Gabor kommt auch normalerweise nicht 'schon' um 16 Uhr nach Hause) und sind mit Sack und Pack, d.h. drei Rucksäcken und drei Paar Langlaufskiern rechtzeitig da, ca. 15 Minuten Fußweg von uns zuhause.
Aber kann uns hier wirklich ein Boot abholen???
 Na, immerhin warten tatsächlich noch 4 andere (wie sich 'rausstellt Krankenschwestern aus dem Krankenhaus...) auf das gleiche Boot,

das dann etwas verspätet auch tatsächlich kommt. Da sollen wir reinpassen? Der Kapitän besteht darauf, dass wir Rettungswesten anziehen (Pflicht. Auf die Frage, wozu das gut ist  - denn wenn was passiert, hat man bei den Wassertemperaturen eh keine Chance - meint er nur, damit wir gefunden werden können...)
Dick eingepackt sind wir zumindest, denn wir wussten zum Glück, dass wir mit einem offenen kleinen Motorboot fahren würden.
Es ist total verhangen, sodass wir so gut wie nichts sehen, nur das Steilufer des Fjordes, an dem wir dicht entlang fahren. - Das kann ja 'heiter' werden!
Nach 20 Minuten legen wir im Kobbefjord an und müssen erstmal alles Gepäck einen steilen Schneehang hochschleppen. Da bewährt es sich, dass wir Rucksäcke (und nicht Koffer, wie die Mitfahrer) dabei haben. Allerdings werden die Damen auch samt Gepäck  mit Schnee-Scootern zur Unterkunft gebracht...
Von der Anlegestelle sind es ca. 3 km bis zum "Hüttendorf", das auf ca. 150 m Höhe liegt. Wir brauchen 1 Stunde auf den Skiern (mit Gepäck, viel bergauf, Jette ist Anfänger, Anne ist total erkältet und nur bedingt fit).
Erster Blick auf die Hütten im Dämmerlicht:

Hier gibt es drei kleine Hütten mit Platz für je 5 Personen - Küchenzeile, Tisch und Bänke, massenweise Haken zum Sachen aufhängen. Gasherd mit Backofen zum Kochen und Petroleumofen zum Heizen. Dazu ein klitzekleines Hüttchen für die "Chefs" und ein (beheiztes! Luxus-)Plumpsklo. Wasser muss am (zugefrorenen) Bach geholt werden, aber den ersten 20-Liter-Kanister hat der Chef uns mit dem Schnee-Scooter geholt. Und die Hütte am Tag zuvor vorgeheizt - sonst wäre sie erstmal klamm gewesen (weshalb wir mit viel zu vielen warmen Pullis im Gepäck angereist sind).

Der Wetterbericht für das Wochenende ist grau, aber trocken und ca. -10 Grad. Wenn man hierher fährt, soll man unbedingt für 1 Tag zusätzlich Essen einpacken, denn ab und zu klappt das mit der Rückfahrt nicht so wie geplant... ;-)

Der Blick am Samstag Morgen aus der Hütte ist umwerfend:


...uns fehlte am Ende die Sonnenmilch, denn so blieb es Samstag und Sonntag!! 😊
   
Als erstes Ausflug zum Bach, 200 m weiter im Tal. So können wir gleich die geliehenen Schneeschuhe testen (Yeti lässt grüßen). Nur: Wir finden keine offene Wasserstelle. Wegen des Windes gestern ist nichts zu sehen. Der Chef hat uns entdeckt, kommt mit seinem Scooter und meint, da muss ein Spaten her. Jette darf kurz mitfahren - na, wie ihr seht, findet sie es ganz fürchterlich als Sozius... 😉
  Nach ein bisschen Graben lässt sich der Kanister tatsächlich füllen - langsam...












Jetzt gehts mit Picknick im Rucksack auf Schneeschuh-Wanderung das Tal hinauf. (Jette hatte wg. Schneesturm am Dienstag wirklich keine Schule und hat fleißig Samosas gebacken, von denen wir jetzt profitieren!)
Oben auf dem Sattel soll es einen Gletscher geben... - Blick zurück auf die Hütten (der Fjord, wo wir mit dem Boot angekommen sind, ist vor dem Bergrücken im Hintergrund).

 Der Wind weht uns teilweise eisig entgegen...

   ...gut, dass Jette ihre Skibrille dabei hat.





Das Wandern mit Schneeschuhen ist ganz schön anstrengend, aber immerhin sinken wir so nur wenig ein. Hauptsächlich gehen wir allerdings auf den Schnee-Scooter-Spuren.






 Zum Teil wird der Schnee ganz schön verwirbelt und die Sicht ist plötzlich nicht mehr gut.
 Der Hund vom Chef ist unser treuer Begleiter (Saamik, "Links").
Bis zum Gletscher kommen wir nicht, aber umwerfend schön ist es!!!
(Ja, ich weiß, ihr freut euch gerade über die Farbe Grün, aber hier passt das so, wie es derzeit ist.)
 
Oben auf einem Sattel treffen wir einige Alpinskifahrer und Snowboarder - hier gibt es statt Skilift den Schnee-Scooter-Service. Und: als Wartebänkchen liegt ein Fatboy unten an der Piste!!!
 
Hinter uns der Hjortetakken (Hirschgeweih) mit 1169 m Höhe. Wir sind auf ca. 450 m Höhe. 

Abstecher zu einem gefrorenen Wasserfall, der ganz hellblau ist.
 
Und ein "Halo" um die Sonne:
Halo: "Lichteffekte der, die durch Reflexion und Brechung von Licht an Eiskristallen entstehen. Je nach Größe und Orientierung der Eiskristalle sowie dem Winkel, unter dem Licht auf die Kristalle trifft, entstehen an verschiedenen Stellen des Himmels teils weißliche, teils farbige Kreise, Bögen, Säulen oder Lichtflecken." (Wikipedia)

 
Am Sonntag Morgen um 8 Uhr: tolles Licht!!! Windstill und nicht kalt 
- um die Null Grad schätzungsweise, die Sonne wärmt schon richtig. 
Preisfrage: Wo ist der Indianer auf dem Bild???

Ich gehe mit den Skiern hinter der Hütte den Berg hoch und betrachte das Tal von einem Felsen aus, während Jette noch schläft und Gabor in der Hütte liest.
Später dann sind Gabor und ich nochmal mit den Schneeschuhen bis auf ca. 400 m und gucken auf das Ende des Kobbefjords (zugefroren).
 
Leider müssen wir viel zu früh umkehren, denn vor der Langlauftour zur Bootsanlegestelle müssen wir noch die Hütte aufräumen und Sachen packen... heute Nacht wurde uns noch dazu eine Stunde geklaut, sodass die Zeit bis zur Abfahrt um 16 Uhr ruckzuck um ist.

Und so ist der Blick auf die Hütten bei guter Sicht... 
Jette schlägt sich tapfer auf dem Rückweg zum Boot, aber sie zieht eindeutig Abfahrtski vor!

Die Bootsfahrt zurück durch die Fjordlandschaft bei blauem Himmel ist toll!!
Und zuhause gibt es dann eine Warteschlange vor der Dusche... 😉

Montag, 20. März 2017

Trommeltanz, Nordlicht und Fenster im Leopardenlook

Für Montag Abend war ein Vortrag über Trommeltanz angekündigt. Von einem berühmten und weltbekannten Trommeltänzer aus Ostgrönland. Das Ganze auf Ostgrönländisch - Gabor schloss daher, dass der Vortrag gedolmetscht wird... Pustekuchen, aber erlebt und gelernt haben wir trotzdem was: Ich würde das eher als rhytmisches Geschichtenerzählen bezeichnen, sehr eindrucksvoll! Vor allem die Mimik, in der zweiten Halbzeit mit Querstock im Mund, geschwärztem Gesicht, Sackkleidung und Buckel noch einmal ganz anders.
Anscheinend richtet man den Sprechgesang meist an jemanden, der auf Augenhöhe gebeugt vor einem steht, den Künstler ansieht und dabei keine Miene verzieht. Bei einigen Nummern war auch eine Art Hintergrundchor (aus seinen Schülern?) dabei, der sozusagen den Refrain unendlich wiederholte (evtl. pentatonisch, jedenfalls Melodien mit ganz wenigen Tönen und Spüngen drin).

Die Trommel selbst hat für meine Ohren gar keinen Klangkörper und man könnte vielleicht genauso gut zwei Hölzer aufeinanderschlagen. Sie besteht aus einem rund gebogenen Holzrahmen mit angesetzem Griff, der mit Tierhaut (Robbe???) bezogen ist. Ungefähr so flach wie ein Tambourin. Und auf die Rahmenkante schlägt man dann mit einem einfach zugehauenen Stock einen Rhytmus, der sich aber innerhalb der Geschichte auch ändern kann, z. B. wenn es spannend wird...
Ich denke, die Holzteile werden/wurden aus Strandgut gemacht, da es ansonsten so gut wie kein Holz in Grönland (außer ganz im Süden) gab.






 Und dann hatten wir vor einigen Tagen wieder ganz tolles Nordlicht! Bald werden wir es nicht mehr sehen können, denn es muss dafür richtig dunkel sein. (Da die Dämmerung hier sehr lang ist, ist es im Moment so gegen 19.30 Uhr dunkel, obwohl die Sonne um 18.30 Uhr untergeht. Und die Tage werden sehr schnell länger!)






Vorhin kam Gabor unverrichteter Dinge von der Bushaltestelle zurück: Er wollte zum Grönländischkurs an der Uni, die einige km außerhalb liegt. Aber es fuhren keine Busse mehr... es ist wohl ziemlich stürmisches Wetter im Anmarsch. Für unsere Verhältnisse war es heute schon recht windig, aber morgen früh soll es bis 20m/s stürmen (= Obergrenze Windstärke 8) + Schneefall und relativ warm (bis knapp unter Null gegen -12 Grad heute).
Mal sehen, ob Jette dann Schule hat...? (Wenn die Busse nicht fahren, bleibt sie zuhause.) Na, eine nette Nebenwirkung ist unsere derzeitige Fensterdeko: Leopardenlook!
 Blick aus unserer Terrassentür (Richtung Südwesten)

Und aus dem Wohnzimmerfenster daneben Richtung Süden... schick, oder?
(mein aktuelles Lieblingsfoto)

 Auch Blick Richtung Südwesten auf unsere Terrasse - bald können wir das Meer wg. der Schneeberge, die die Räumfahrzeuge hier zusammenschieben, nicht mehr sehen!

Auf das Küchenfenster (SW) stand heute stundenlang der Wind+Schnee.

... und so sieht's Richtung Norden vor unserer Haustür aus (am Abend) - die Beleuchtung vor der Tür ist rund um die Uhr an. Wir haben noch keinen Schalter gefunden. Die Hälfte des Häuschens gegenüber ist unser Schuppen (für Skier, Klappfahrrad u.ä.), dahinter der Bootsparkplatz für den Winter und ganz hinten rechts ein Wohnhochhaus.
 
 Gleiches Bild mit anderem Fokus :-)





Freitag, 17. März 2017

Langlauftour oder Bergwanderung?

Das Wetter sieht zwar am Sonntag Morgen nicht so schön aus, wie von den Wettermännern versprochen, aber Gabor und ich ziehen trotzdem los auf eine größere Langlauftour. - Hier gibt es zwei Loipen: die eine, die von der Stadt aus startet und ca. 6-7 km lang ist, und eine weitere, die an deren Ende anknüpft und nur bei guten Schneebedingungen gezogen wird. Die ist echt happig. Erstens länger (ca. 12 km) und zweitens geht es am Anfang ganz viel steil bergauf in ein Hochtal hinter dem Abfahrtskiberg (Lille Malene), dort geht's eine Runde auf und ab und dann muss man leider all das Hochgekraxelte wieder runter. - Manchmal hilft nur abschnallen!
Na, vielleicht verziehen sich die Wolken ja noch - der Himmel ist gerade deutlich zweigeteilt:
im Westen blau und Richtung Osten tief hängende graue Wolken
(wenn das so bleibt, sehen wir oben nix!)
Erster steiler Aufstieg (hoch ist Gabor schneller, runter eher ich ;-)).
Rückblick von der ersten Etappe (Richtung Westen):



Tja, und dann wird es tatsächlich noch richtig Blau!!! Wunderschön...

Picknick in der Sonne 😊 - so lässt es sich eine Weile aushalten!






 Und wieder unten. Insgesamt haben wir heute wohl so 17 km auf Skiern zurückgelegt (eine Kombination aus Stadtloipe und Lille Malene-Loipe). Am Montag merken wir durchaus, dass wir sowas nicht jeden Tag machen...



Hier noch ein kleines Update von unserem Iglu-"Dorf":
Nach ein paar Tagen und etwas Neuschnee obendrauf sehen sie schön weiß und stabil aus.

Bei Vollmond mit Taschenlampe innendrin - auch nicht schlecht, oder?

Aber dann ist die Sonne zu stark. Zuerst stürzt die Decke ein, dann die Südostwand mit dem Eingangstunnel... 😕