Schlittenhunde und Hundeschlitten in Sisimiut

Sisimiut ist mit ca. 5600 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Grönland. Hier gibt es eine technische Uni, ein technisches Gymnasium (neuerdings auch einen allgemeinen Zweig), ein Krankenhaus, zwei Gesamtschulen, zwei Hotels, jede menge Schneemobile (snescooter) und 1-2.000 Schlittenhunde!
Sie "wohnen" am Ortsrand - Qimmeqarfik = "der Ort, wo man Hunde hat". Sie sind das Draußenleben gewöhnt und haben meist nicht mal eine Hundehütte, sondern sind nur mit einer Kette angepflockt (und laufen entsprechend im Kreis). Zum Schlafen scharren sie sich eine kleine Kuhle und rollen sich ein mit dem wuscheligen Schwanz über der Nase. Bei Schneesturm sind sie kaum zu sehen!

 Jette mochte die Kleinen fast nicht angucken - am liebsten hätte sie sie alle mitgenommen!

 

 Bis zu einem Alter von 6 Monaten dürfen sie frei herum laufen, danach müssen sie angekettet werden (das sind keine Schmusehunde, sondern Raubtiere), denn jedes Jahr passieren einige Unfälle, wo kleine Kinder angefallen werden...

 Nördlich des Polarkreises darf man in Grönland keine Hunde außer grönländischen Schlittenhunden halten, damit die Rasse erhalten bleibt. Südlich hingegen sind Schlittenhunde aus dem gleichen Grund verboten (und ganz im Süden auch, weil sich die Schafzucht damit nicht vereinbaren lässt...).
Sisimiut ist die südlichste Stadt mit Schlittenhunden und Hundeschlitten, da es hier im Winter genug Eis und Schnee gibt.

 Seit ca. Mitte der 1980'er Jahre sind Schneemobile mehr und mehr die große Konkurrenz für Schlittenhunde: Sie sind schneller, brauchen im Sommer, wenn sie nicht arbeiten/gebraucht werden, kein Futter und müssen nicht ständig ausgetauscht werden (ein Schlittenhund arbeitet im Schnitt 4-5 Jahre). Umso erstaunlicher, dass sich die Schlittenhunde weiterhin halten - einerseits zählen Hundeschlittentouren als eine der größten Touristenattraktionen in Grönland, aber sie sind tatsächlich auch noch im täglichen Leben im Einsatz. Heutzutage respektieren sich Schneemobilfahrer und Hundeschlittenkutscher und existieren "friedlich" nebeneinander.
Z. B. um "mal eben" die 180 km zwischen Sisimiut an der Küste nach Kangerlussuaq (int. Flughafen) im Inland zu fahren (das dauert 3-4 Tage, per Schneemobil möglich an 1 Tag), um eine Ladung Moschusfleisch zu holen... - auf einem Schlitten kann wohl das Fleisch von 5-6 Tieren transportiert werden.

Antike und Moderne treffen aufeinander: Außer Schneemobilen gibt es auch "Quads". Der Schlitten ist mit Fellen gepolstert und obendrauf ist die Peitsche (zum Lenken) festgeschnallt.

 Kinderwagenaufsatz auf Schlitten

(erstaunlicherweise gibt es in den Städten viele Kinderwägen, aber mit einem Schlitten kann man halt auch nicht in den Supermarkt gehen...)

Der Hauptgrund, warum wir nach Sisimiut gefahren sind, ist, dass wir gerne einmal mit einem Hundeschlitten fahren wollten. Das geht nur, so lange genug Schnee liegt (wir haben reichlich dieses Jahr!), meist bis Mitte/Ende April.
Ostermontag ist jedoch erstmal Hundeschlitten-Wettrennen der Frauen am Ort angesagt. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen!

 Während die Hunde vorgespannt werden, ist der Schlitten angepflockt. Das Seil dafür wird beim Startschuss durchgeschnitten, dann bekommen die ungeduldigen Vierbeiner den Schlitten endlich vorwärts.

 Bei flachem Terrain werden sie normalerweise mit fast gleichlangen Leinen befestigt (heutzutage Nylonseile und Geschirre, früher mit Lederriemen aus Robbenhaut), bei Bergtouren und tiefem Schnee eher in 2-er oder 3-er Reihen.

 Kurz vorm Startschuss

 

 Eine halbe Stunde später ist das erste Gespann wieder im Blickfeld. Die ersten 5 Gespanne schnappen sich kurz vor Ziel eine Fahne, die beim Zieleinlauf eifrig geschwenkt wird.

 Die Gewinner werden von ihren Anhängern samt Schlitten hochgehoben!

Um die Hunde zum Stehen zu bringen, wirft ihnen jemand, der zum Team gehört, Futter (Fleischstücke oder Fisch) hin. Darauf stürzen sie sich gierig. - Hier müssen die Leinen von zwei Hundegespanne entwirrt werden, nachdem Gespann eins sich auch auf die Belohnung von Gespann zwei stürzen wollte...