Samstag, 22. Juli 2017

Kangerlussuaq - die letzten Tage in Grönland

Kangerlussuaq (langer Fjord) liegt ziemlich weit im Land, etwas nördlich des Polarkreises, am Ende eines sehr langen Fjordes. Hier ist es im Sommer meist deutlich wärmer (und im Winter kälter) als an der Küste...
Nach ein paar Tagen in Aasiaat am Südende der Diskobucht ist Kangerlussuaq mit dem internationalen Flughafen unser letzter Stopp vor dem Flug nach Hause.
Das Städtchen Aasiaat fanden wir nicht so aufregend. Es liegt auf einer relativ kleinen Insel in einem Schärengebiet. Wir sind ein bisschen Wandern gegangen und ich habe unseren ersten und einzigen Polarfuchs gesehen!

Kangerlussuaq ist nicht nur Flughafen (auch wenn der kleine Ort um die amerikanische Militärbasis entstanden ist), die Umgebung eignet sich wunderbar für kleine und große Wanderungen. Als erstes sind wir aber mit einem Allrad-LKW abends zum Rand des Inlandeises gefahren und darauf ein wenig spazieren gegangen. Der ca. 5-6 km breite Rand fällt ab und ist uneben, auf der eigentlichen Eisfläche ist es dann wohl eher glatt wie oben auf dem Gletscher auf der Disko-Insel...
 Der "Dreck" von End- und Seitenmoränen wird mit dem Wind über die Oberfläche verteilt...
 Auch auf dem Moränenschutt wächst die Nationalblume!
Wir wollen unbedingt Moschusochsen sehen, die hier in der Gegend leben, und gehen am nächsten Tag nach Tipp von einem Wanderführer auf große Tour. Wir haben Glück und sehen gleich am Anfang 2 große Tiere, später nochmal 2. :-) Die Moschusochsen sind zwar nicht sehr hoch, dafür aber massig und wir passen auf, dass wir ihnen nicht in die Quere kommen!
 
Auch an einigen Gerippen von Moschus und Ren kommern wir vorbei...
 
 Blick auf einen der Flüsse, die vom Inlandeis zum Fjord fließen und viel Sand und Gletschermehl mit führen. Der Wasserstand variiert hier je nach Jahreszeit stark.
 Blick zurück von ca. 400 m Höhe - auf dem Höhenrücken zwischen den zwei kleinen und dem großen See (Lake Fergusson) sind wir hergekommen, um den großen See links herum gehts zurück.
Runter ist es teilweise etwas kraxelig... Gabor geht einen Umweg, weil er wg. Gips nur eine Hand zum Abstützen hat.
Lake Fergusson - erfrischend kalt! Nach einem kurzen Bad sind wir für den Weitermarsch fit.
 
 Hier blühen die Glockenblumen nicht nur vereinzelt, sondern in größeren Büscheln. :-)
 
 Und ein schicker Eistaucher ist unterwegs
Überall in Grönland gibt es viele Taxis - in Kangerlussuaq aber wohl nur ein einziges! Und das erwischen wir nicht... schade, denn der Weg vom See zurück in die Stadt ist immer noch recht weit, staubig und nicht sehr aufregend. Aber irgendwann sind wir dann doch zurück im Hostel und legen erstmal die Beine hoch nach mind. 20 km über Stock und Stein.
 Am letzten Tag wandern wir nach einem Abstecher zu einem Wasserfall (das Wasser hat die gleiche grau-schlammige Farbe, wie die Felsen der Schlucht, in die es stürzt!!!) auf den "Sugar Loaf", einen Berg (353m) an der Piste zum Inlandeis mit guter Aussicht in alle Richtungen. Die Piste wurde übrigens von VW gebaut, die Anfang der 2000-er Jahre eine Teststrecke auf dem Inlandeis hatten!!!
 Blick Richtung Kangerlussuaq (hinten in der "sandigen" Fläche)
 Blick Richtung Russels Gletscher/Inlandeis
Nach einem äußerst leckeren Abendessen im Flughafenhotel fliegen wir am nächsten Tag nach Kopenhagen und von dort am Morgen darauf nach Sonderburg.
Wir freuen uns auf Bäume, Blumen und die Farbe GRÜN und ganz besonders auf Geertje, die wir ein paar Tage nach unserer Ankunft nach 1 Jahr Neuseeland in Hamburg vom Flughafen abholen wollen!

Dienstag, 18. Juli 2017

Diskobucht 2 - Qeqertarsuaq (Disko-Insel)

Qeqertarsuaq - unser Favorit auf der Reise
Nach 5 Tagen in Ilulissat fliegt Gisela nach Hause und wir fahren mit einem kleinen Boot auf die Disko-Insel (Qeqertarsuaq = große Insel, so heißt auf Grönländisch sowohl Insel als auch der Ort an der Südspitze). Das Hostel haben wir ganz für uns alleine. Offenbar sind wir die ersten Gäste der Saison. Alles bestens, nur in Gang und Küche liegen haufenweise tote Fliegen herum und es gibt weit und breit keinen Besen...
Die Insel ist vulkanischen Ursprungs und mit ihren roten, steilen Tafelbergen ganz besonders. Hier gibt es eine besonders große Pflanzenvielfalt und daher auch die "Arktische Station", eine Forschungseinrichtung, die mit der Uni in Kopenhagen verknüpft ist.
 Die Berge hinter dem Ort (und hier der arkt. Station) sind knapp 900 m hoch.

 Bisher hatten wir Weiden nur in Kriechform gesehen!
 Fast ein Kaktus?
 Auf Sand-/Kieshalden plötzlich knallblau.
Und wir finden tatsächlich Enzian!
 Ausflug ins "Blæsedalen" (Windtal) zwischen den Bergen.
 Es wird kälter... und irgendwann fängt es gar an, zu schneien! (Auch hier im Juli eher ungewöhnlich.) Zum Glück haben wir genügend Schichten mit zum Anziehen.
 Das Leimkraut sehen wir überall

 Polar-Fingerkraut - mal ein anderer Farbton
Und eine Spornammer - einer der 4 Singvögel, die es in hier gibt. Die wenigen Vögel lernt man so ganz gut kennen...
"Amassetter", kleine Fische, die um diese Jahreszeit zum Laichen nahe an Land und in die Fjord- und Flussmündungen kommen, werden massenweise gefangen und getrocknet als Vorrat für den Rest des Jahres - traditionell auch nahrhaftes Hundefutter.
 Kunstrasen-Fußballfeld direkt am schwarzen Strand mit Blick auf die Eisberge!
So sieht die Alkohol-Abteilung in den Läden im ganzen Land übrigens abends nach 18 Uhr, Samstag ab 13 Uhr und den ganzen Sonntag (+Feiertage) aus! D.h. kein Alkoholverkauf in diesen Zeiten.
In den größeren Orten sind die Bereiche mit Metallgittern verschlossen, hier tun's auch Bettlaken.
Am Morgen nach dem Schneefall - schön bezuckerte Berge, aber ist das wirklich Sommer???
 Vor unserer Unterkunft
 Auf dem Weg zum Walbeobachtungspunkt können wir nach ca. 5 cm Neuschnee 
problemlos einen Schneemann bauen!
Nach viel Auf und Ab über Felsen gelangen wir zum Ausguck, einem kleinen Unterstand mit Blick auf diesen kleine Leuchtturm und den Ein-/Ausgang der Diskobucht. Ein schönes Picknickplätzchen, aber die meisten Wale sehen wir schließlich vom Strand bei unserm Hostel aus!!! Irre, wir fühlen uns teilweise wie in einer Zirkusvorstellung:
 
 Wir sehen Gruppen von bis zu 10/12 Buckelwalen. Es ist wohl Paarungszeit und die Männchen müssen ihre potenziellen Partnerinnen beeindrucken... einige Touristen erzählten, dass ein paar Meter neben ihrem kleinen Beobachtungsboot solch ein Koloss plötzlich aus dem Wasser sprang - das ist dann nicht mehr lustig!
 Schlagen mit der Seitenflosse
 Synchrones Auftauchen zum Fressen... - zusammen in die Mitte oder schön in der Reihe - wie sprechen die sich bloß ab???
 
 Das große Teleobjektiv muss Gabor manchmal einfahren, da die Wale so dicht an die Küste kommen. Die Schwanzflossen hier ist mit Seepocken besetzt.
 Wanderung die Küste entlang zu vulkanischen Lava-Formationen bei "Kuannit", dem Ort, wo Engelwurz wächst (wilder Rhabarber, der unserer Meinung nach eher wie Giersch schmeckt) - beeindruckend!

Nach 3 Tagen wandern wir hoch zum Gletscher Lyngmarksbræen, wo es eine Hütte gibt, in der man nicht nur übernachten kann, sondern auch bekocht wird. (Sie ist aber nur bewirtschaftet, wenn man sein Kommen angekündigt hat.) Am liebsten hat der Eigentümer es, wenn man mit Führer den Berg hochgeht und zusätzlich ein Hundeschlittentour auf dem Gletscher bucht (angeblich die einzige Stelle in Grönland, wo man im Sommer eines solche Tour machen kann)... wir sind schlechte Gäste, die auf eigene Faust den Weg machen und nicht Hundeschlitten fahren wollen.
Wir haben 2 Nächte auf der Hütte gebucht und wollten am Tag dazwischen eine schöne Wanderung oben machen... als wir aufwachen ist Schneesturm! Also spielen wir erstmal Skat und packen unsere (e-)Bücher aus. Später kommt wieder die Sonne raus, und wir machen eine kleine Wanderung auf dem Gletscher (der ist wie ein "Hügel" und hat keine Spalten - wir sollen uns nur von den äußersten Rändern fernhalten, wo uns keine Spur mit Schneemobil gemacht ist). Im Eingang der Hütte stehen ein paar Langlaufskier. Viel zu groß zwar, aber Jette und ich ziehen abends damit auch nochmal los. Tolles Licht!!!
 Hoch über der Diskobucht auf dem Gletscher... ein toller Ausblick, aber kalt isses!

 Blick vom Gletscher im Vordergrund zu den Tafelbergen hinter dem Windtal...
 Jette vor ihrer Abfahrt vom Gletscher in eine Senke bei der Hütte
 Blick auf unsere Hütte und das Meer dahinter (bzw. 900 m tiefer) im Abendlicht (22.30 Uhr)
 Die Schatten werden ziemlich lang, aber auch mittags steht die Sonne relativ niedrig, sodass man das Sonnenlicht immer voll abbekommt (und ohne Bäume ist es auch schwer, sie ein schattiges Plätzchen zu suchen). Sonnenschutzfaktor 50 für Gesicht und Hände ist durchaus angebracht, obwohl wir nicht in den Tropen sind!
 Am Abend steigen die Wolken aus den tiefen Tälern ringsum hoch
Schönstes Wetter beim Abstieg. In der Bucht vor Qeqertarsuaq liegt ein mittelgroßes Kreuzfahrtschiff.